
Was sagt uns der Begriff „Heimat“ heute? Leidet er noch unter der missbräuchlichen Verwendung der NS-Ideologie bzw. wird er heute auch von der Neuen Rechten instrumentalisiert? Faktum ist jedenfalls, dass der Begriff wieder Konjunktur hat, während noch einige Jahrzehnte zurück alles, was in der Nähe von so genannter „Heimat“ angesiedelt war, von vielen argwöhnisch betrachtet wurde. Wie hat sich das in der Literatur niedergeschlagen bzw. wie setzte sich die Literatur in den letzten Jahrzehnten mit dem Begriff HEIMAT auseinander? Frühe österreichische Vertreter_innen dieses Genres wie etwa Karl Heinrich Waggerl oder Peter Rosegger werden immer noch verehrt. Doch es gibt auch internationale Literaten, die diesem Genre zugezählt werden wie etwa der Norweger Knut Hamsun, der Schweizer Charles Ferdinand Ramuz oder der Franzose Jean Giono – auch sie haben über die Härte und Segen des Landlebens, aber auch über Landflucht und ihre Folgen geschrieben.

Dann kamen die 70er und 80er Jahre des 20. Jh und es entstand der so genannte Anti-Heimatroman vs. Anti-Heimat-Roman vs. Antiheimat-Roman vs. Antiheimatroman (man beachte die unterschiedlichen Schreibweisen und welche Betrachtung sich daraus ergeben kann!). – Einer der ersten Vertreter war zu Beginn der 70er Jahre der Salzburger Franz Innerhofer mit seinem Roman „Schöne Tage“. Er stellte quasi die heile Welt am Land und auf dem Dorf auf den Kopf und daran konnte auch die Literaturkritik nicht vorbei gehen. Doch auch das Frühwerk des Kärntners Josef Winkler ist hier zu nennen und natürlich noch Thomas Bernhard und noch weiter zurück liegend Hans Lebert und Hermann Broch.
In der aktuellen Literatouren-Ausgabe ist der Vortrag des Wiener Literaturwissenschafters Wolfgang Straub (UNI Wien) zu hören, der Titel: „Der Wiedergänger. Zu den Konjunkturen des Begriffs Anti-Heimatliteratur“. Aufgenommen wurde er im Literaturhaus Graz beim Symposion Fiktion Heimat des Franz-Nabl-Instituts für Literaturforschung, kuratiert von Stefan Alker-Windbichler und Nicole Streitler-Kastberger. Weitere Mitschnitte dieser Veranstaltung werden in einer der nächsten Ausgaben ausgestrahlt.
Diese Sendung wird am MI, 25. 6., um 22 Uhr wiederholt und ist nach der Erstausstrahlung in unserem Sendungsarchiv jederzeit nachhörbar.